Tatsachen sind und bleiben Tatsachen, die Bedeutung die wir einer Sache geben, entscheidet über das eigene erleben. Diese Bedeutung können wir aktiv beeinflussen.

Rational-emotive Therapie (RET) nach Ellis

Die rational-emotive Therapie (RET) von Albert Ellis beruht auf der Grundannahme, daß das Erleben der Realität davon abhängt, wie Menschen Ereignisse wahrnehmen und über sie denken. Insbesondere sind Gefühle dadurch beeinflußt, wie jemand gegenüber seinem Leben, seiner Arbeit, seiner Familie, seinen Freunden usw. eingestellt ist. Zu psychischen Problemen kommt es Ellis zufolge dann, wenn die Bewertung von Ereignissen sehr stark von unangemessenen, “irrationalen” Denkmustern ( irrational beliefs) beeinflußt ist. Wenn die irrationalen Denkmuster zum Beispiel negativ sind und die Wahrnehmung von Ereignissen sehr stark bestimmen, werden Menschen ihr Leben vor allem negativ sehen und negative Gefühle wie Wut, Ärger oder auch Trauer, Resignation und Verzweiflung empfinden. Die negativen Gefühle verstärken wiederum die Tendenz zur irrationalen Denkmustern, so daß ein Teufelskreis entsteht. Dieser Teufelskreis kann die Entwicklung einer psychischen Störung wie z.B. der Depression oder der Generalisierte Angststörung nach sich ziehen.

Ellis veranschaulicht seine Annahme über die Bedeutung irrationaler Denkmuster anhand des sogenannten ABC-Schemas:

  • A (auslösendes Ereignis, activating event): Ende einer Partnerschaft
  • B (irrationales Denkmuster; irrational belief): “Ich bin nichts wert, sonst hätte mich meine Partnerin nicht verlassen.”
  • C (Konsequenz; consequence): Entwicklung von Niedergeschlagenheit, Trauer, evtl. Depression.

In der rational-emotiven Therapie soll der Patient mit Hilfe des Therapeuten die irrationalen Denkmuster identifizieren. Dies geschieht mit Hilfe eines Dialoges zwischen Patient und Therapeut, in dem beide rational untersuchen, ob die Interpretationen des Patienten angemessen sind oder nicht. Dabei steht nicht von vornherein fest, daß alle Interpretationen unangemessen sind, sondern es wird tatsächlich durch eine genaue Analyse der Interpretationen herausgefunden, ob und wenn ja, welche Interpretationen auf irrationalen Denkmustern beruhen. Diesen Abschnitt der Therapie nennt Ellis Disput (D). Während der Disput-Phase werden Argumentationstechniken verwendet:

  • empirische Bewertung: z.B. “Sind die Fakten wirklich so eindeutig, wie ich annehme?”
  • logische Bewertung: z.B. “Sind meine Schlußfolgerungen wirklich so schlüssig, wie ich meine?”
  • emotionale Bewertung: z.B. “Sind die Gefühle tatsächlich so negativ?”
  • pragmatische Bewertung: z.B. “Nützt mir diese negative Bewertung?”
  • ethische Bewertung: z.B. “Sind meine moralischen Vorstellungen in der Strenge tatsächlich notwendig?”

Außerdem soll der Patient seine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen im Alltag systematisch beobachten, um den Einfluß von Gedankenmustern auf die Bewertung von Ereignissen und das Entstehen von Gefühlen zu identifizieren.

Das Ziel der rational-emotiven Therapie besteht darin, die identifizierten irrationalen Gedankenmuster durch angemessenere Gedankenmuster zu ersetzen bzw. die vorhandenen Gedankenmuster in angemesserene zu verändern (effect). Diese Bemühungen werden durch praktische verhaltenstherapeutische Übungen begleitet, mit deren Hilfe die gedanklichen Veränderungen schneller voranschreiten und stabiler vorgenommen werden sollen.